Ein Blick in unsere Geschichte.
Die Geschichte der Stadtpuppenbühne Öcher Schängche war von Beginn an mit vielen Wendungen verknüpft. Trotz des großen Erfolges verließ der erste Spielleiter Franz Heller bereits im Dezember 1921 die Bühne und gründete eine eigene Wanderkunstpuppenbühne, die aber nicht lange Bestand hatte. Am 22. Januar 1922 dann ein weiterer Rückschlag: die Spielstätte in der Hartmannstrasse wurde aus baupolizeilichen Bedenken von heute auf morgen geschlossen. Die einsatzfreudigen Puppenspieler fanden schnell Ersatz und ab März 1922 spielte das Schängchen im früheren Gasthof „Sankt Martin“ in der Alexanderstraße 6 an der Hotmannspief unter dem Namen „Schängche ajjen Hotmannspief“. Interne Streitigkeiten führten in den Jahren 1923 und 1924 dazu, dass der beliebte Schängchenspieler Lausberg die Bühne verließ, der Bildhauer Pieper sich mit einer eigenen Bühne, den „Rheinischen Marionettenspielen“ selbständigmachte und Hein Janssen an Stelle von Will Hermanns die literarische Leitung beim „Schängche ajjen Hotmannspief“ übernahm, wobei er die von Hermanns geschaffenen Figurentypen in seinen Stücken aufgriff. Will Hermanns gründete im August 1924 daraufhin die „Aachener Kammer-Puppenspiele“, deren Leitung wieder Joseph Lausberg übernahm und die im Gartensaal einer Tanzschule an der Schildstraße ihre Heimat fanden.
Aachen verfügte 1924 über drei Puppenbühnen zur gleichen Zeit.
Aachen verfügte also 1924 über drei Puppenbühnen zur gleichen Zeit: Das Schängche ajjen Hotmannspief unter Leitung von Hein Lentzen mit Stücken von Hein Janssen, die Aachener Kammer-Puppenspiele unter Leitung von Joseph Lausberg mit Stücken von Will Hermanns und die Rheinischen Marionettenspiele von Alfred Pieper. Pieper musste seine Bühne schon bald aus finanziellen Gründen schließen. Die Aachener Kammer-Puppenspiele gingen im Mai 1925 in den Besitz des Bühnenvolksbundes über, in der Hoffnung, ihnen so die Zukunft zu sichern, mussten dann jedoch im Mai 1926 mangels Publikumszuspruch ebenfalls geschlossen werden. Allein das „Schängche ajjen Hotmannspief“ von Lentzen konnte weiter spielen und erhielt ab 1928 sogar finanzielle Zuschüsse von der Stadt. 1933 verstarb Hein Lentzen überraschend und seine Frau übernahm zunächst die Bühnenleitung. Sie kämpfte jedoch mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und so wurde auf Betreiben von Will Hermanns, der nunmehr Leiter des städtischen Presse- und Informationsamtes war, die Bühne durch die Stadt aufgekauft. Will Hermanns übernahm die künstlerische Leitung und ab Oktober 1935 spielte die Aachener Puppenbühne nunmehr im Alten Kurhaus. Bis 1940 zeigte sie fast ausschließlich die alten traditionellen Stücke, um so eine ideologisch-politische Ausrichtung zu meiden. Dennoch wurde die Bühne als „Volkskunst“ in das Betreuungsprogramm der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ aufgenommen. 1942, als die Stadt die Räume im Alten Kurhaus anderweitig benötigte, stellte sie der Puppenbühne stattdessen einen Saal im Mittelstandshaus an der Wirichsbongardstraße zur Verfügung. Hier startete man im September 1942 in die neue Spielzeit. Doch genau dieses Gebäude wurde bei dem großen Bombenangriff am 14.7.1943 total zerstört. Damit war das „Öcher Schängche“ mit all seinen Puppen, Kulissen und Requisiten zunächst verloren und nur noch Erinnerung.